Sexuelle Funktionsstörungen III

Ich habe Schmerzen beim Sex – an was liegt das?

Der Sexologe: Schmerzen beim Sex sind bei Frauen häufiger als bei Männern. Es kann sich sowohl bei Männern wie auch bei Frauen um medizinische und oder um psychische Ursachen handeln. Eine sorgfältige Anamnese beim Sexologen ist zu empfehlen, eine Untersuchung bei der Gynäkologin beim Gynäkologen ist sinnvoll.

Mögliche Ursachen von Schmerzen beim Sex bei Frauen sind:

  • Pilzinfektionen
  • Blasenentzündungen
  • Sexuell übertragbare Infektionen, sexually transmitted infection (SIT) durch Viren, Bakterien oder Parasiten, z.B. Chlamydien, Syphilis, Gonorrhö, Herpes genitalis, Trichomoniasis
  • Veränderungen der Schleimhaut durch die Wechseljahre
  • Mangelnde Erregung und damit mangelnde Lubrikation (Feuchtigkeit)
  • Endometriose, eine chronische Krankheit, bei der die Gebärmutterschleimhaut ausserhalb der Gebärmutter vorkommt, sich an diversen Organen ausbreitet und dort Entzündungsherde auslösen kann
  • Vaginismus (Scheidenkrampf)
  • Beckenbodenentzündungen
  • Lichen sclerosus (chronische Hauterkrankung im Intimbereich)
  • Krebserkrankung

Mögliche Ursachen von Schmerzen beim Sex bei Männern sind:

  • Vorhaut Verengung (Phimose)
  • Folgen einer misslungenen Operation nach einer Zirkumzision (Beschneidung)
  • Prostatitis (Prostataenzündung)
  • Entzündungen von Blase, der Hoden, der Eichel unter der Vorhaut
  • Sexuell übertragbare Infektionen, sexually transmitted infection (SIT) durch Viren, Bakterien, Parasiten, z.B. Chlamydien, Syphilis, Gonorrhö, Herpes genitalis oder Trichomoniasis
  • Überspannte Erregung oder Dauererregung als mögliche Folge von überdosierten Potenzmittel
  • Beckenbodenentzündung
  • Penisbruch (Penisruptur)
  • Krebserkrankungen

Was tun gegen Schmerzen beim Sex?

Der Sexologe: Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, sollte immer ein Arzt*eine Ärztin aufgesucht werden.
Gegen Schmerzen ohne organische Ursache oder als Kombination bei ärztlicher Behandlung gibt zahlreiche Möglichkeiten, damit umzugehen.

Folgendes kann helfen gegen Schmerzen beim Sex

  • Organisch bedingte Schmerzen beim Sex treten manchmal nur in bestimmten Sexstellungen auf, so etwa bei Endometriose, Gebärmuttersenkung oder grossen Myomen. Ein Stellungswechsel beim Sex verhindert oder verringert die Beschwerden oft. So ist es häufig sinnvoll, dass die Frau den aktiven Part übernimmt oder sich während dem Sex äussert, wenn eine Stellung für sie Schmerzen auslöst.
  • Eine Scheidenpilzinfektion als Schmerzursache muss behandelt werden. Neben medikamentösen Behandlungen mit Scheidenzäpfchen und Salben können Sitzbäder mit geeigneten Zusätzen unterstützend wirken. Geschultes Personal in Apotheken kann darüber Auskunft geben. Das Kürzen der Schamhaare kann das Risiko für eine Pilzinfektion senken, ebenso gutes Trocknen des Intimbereichs nach jedem Toilettengang, denn Pilze gedeihen in feuchtem Milieu und das Tragen von luftdurchlässiger Unterwäsche.
  • Gleitcremes bei mangelnder Befeuchtung der Scheide
  •  Bei Endometriose ist eine Untersuchung, Beratung und allfällige Behandlung durch eine gynäkologische Fachstelle sehr hilfreich. Entspannungstechniken wie Tai-Chi, Qigong, Meditation und Yoga können unterstützend sein, um Verkrampfungen und Schmerzen beim Sex zu lindern.


Ein Freund von mir sagt, er sei sex- und pornosüchtig?

Der Sexologe: Sex- oder pornosüchtige Menschen erfüllen tatsächlich die Kriterien einer Suchterkrankung. Ständig drehen sich die Gedanken um Sex und oder Pornos. Je mehr dagegen angekämpft wird, desto grösser wird der Drang nach der sexuellen Betätigung oder nach dem Konsum von Pornos. Das Verhalten scheint nicht mehr kontrollierbar, weil der Druck immer stärker wird. Die Betroffenen erleben die Sexualität nicht mehr lustvoll und erfüllend, sondern quälend, da sie einen grossen Teil der Aufmerksamkeit einnimmt und wenig Platz für Anderes bleibt.
Mit dem Wort Sexsucht wird die Sexualität zum Problem gemacht. Die Sexualität ist jedoch nicht das Problem, sondern der Umgang damit. Die Sexualität ist angeboren und gehört zum Menschen. «Gesteigertes sexuelles Verlangen" heisst die Diagnose, man könnte es aber auch Dranghaftigkeit nennen.
Es gibt folgende Formen:

  • dranghafter oder exzessiver Pornokonsum
  • dranghafte Suche nach sexuellen Dienstleistungen (Sexarbeiter*innen)
  • ständiges Einfordern von Sex in der Beziehung
  • ständige Gedanken an Sex im Alltag, die störend empfunden werden
  • dranghafte Suche nach Verführungsszenarien

Auch Voyeurismus oder Exhibitionismus haben meistens einen dranghaften Anteil.


Wie kommt es dazu?

Der Sexologe: Wenn Menschen wiederholt ein Bedürfnis mit Sexualität befriedigen wollen und dies über einen längeren Zeitraum nicht gelingt, entwickeln sie eine Dranghaftigkeit.
Ein Beispiel: Jemand hat Angst, den Partner*die Partnerin zu verlieren. Der Geschlechtsverkehr mit dem Partner*der Partnerin kann mindestens vorübergehend das Gefühl geben, sicher in der Beziehung zu sein. Sex kann als wichtige Stütze in einer Beziehung genutzt werden. Viel Sex oder das Einfordern von viel Sex bringt nicht unbedingt mehr Beziehungssicherheit, besonders dann, wenn Sex ausschliesslich zur Beruhigung einer Angst stattfindet. In diesem Fall steckt hinter dem ständigen Verlangen nach Sex das Bedürfnis nach Beziehungssicherheit. In diesem Fall sucht der*die Betroffene dranghaft nach sexuellem Kontakt.

Porno schauen kann eine Entspannungspause vom Stress sein. Pornos helfen dabei, sich schnell und effektiv "auf eine Sache" fokussieren zu können. Zudem sorgen sie für Aufregung und ein angenehmes Gefühl im Körper. Wird der Stress grösser, hilft mehr Porno schauen aber nicht. Wenn keine anderen Möglichkeiten verfügbar sind, mit dem Stress umzugehen, verlangt der Körper nach dem Anti-Stressmittel, das er kennt. In diesem Fall wäre es das Durchklicken von Pornoseiten.

Die Frage lautet, welche Bedürfnisse hinter einer Sexsucht verborgen sind. Die unterschiedlichsten Dinge motivieren die Menschen zum Sex oder zur Selbstbefriedigung. Das ist ganz normal. Wird ein Bedürfnis wiederholt nicht ausreichend gestillt, kann sich eine Dranghaftigkeit entwickeln.

Wussten Sie, das die bewegten Bilder von Pornofilmen die Entwicklung von eigen Fantasiebildern in unserem Gehirn verunmöglichen? Die eigenen sexuellen Fantasien sind wichtig und gut für unsere eigene Sexualität.