Sexuelle Funktionsstörungen I

Ich komme sehr schnell, kann man das therapieren?

Der Sexologe: Man nennt das mit dem Fachbegriff Ejakulation praecox, verfrühte Ejakulation, kurz EP. Die Ejaculation tritt nach sehr kurzer Zeit und nach geringer sexueller Stimulation auf. Sie entzieht sich der Kontrolle des Mannes und erfolgt, bevor er es wünscht. Vorzeitige Ejakulation ist die häufigste sexuelle Störung bei Männern unter 30, kommt auch bei älteren Männern vor. Eine vorzeitige Ejakulation kann sowohl beim Mann als auch den Geschlechtspartner*innen psychische Belastungen und Schwierigkeiten auslösen.
Es gibt je verschiedene Therapie-Ansätze. Die Behandlung in einer Sexualtherapie besteht im Erlernen bestimmter Verhaltensweisen und Techniken zur Ejakulationskontrolle. Sie hilft beim Abbau von Ängsten, verbessert das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl.

Achtung, beim ersten Sex oder in einer neuen Beziehung ist es völlig normal, dass manche Männer vor Aufregung Schwierigkeiten haben ihren Samenerguss zu kontrollieren. Dabei handelt es sich nicht um die Diagnose einer EP einen vorzeitigen Samenerguss.

Ursachen

Anatomische Faktoren

Ein verkürztes Vorhautbändchen, eine Überempfindlichkeit des Penis, Eichel oder eine Übererregbarkeit des Ejakulationsreflexes kommen gemäss mehreren Studien als Ursache in Frage.

Neurobiologische Faktoren

Ein Faktor kann in einer zu hohen oder zu geringen Sensibilität von Rezeptoren im Gehirn bestehen. Auch eine Verarbeitungsstörung von Nervensignalen im Gehirn kann ursächlich für eine vorzeitige Ejakulation sein.

Physiologische Faktoren

Eine Entzündung der Prostata (chronische Prostatitis), Fehlbildungen der Schilddrüse oder auch eine erektile Dysfunktion können vorzeitige Ejakulationen begünstigen.
Um die Ursache zu erkennen, muss der Sexualtherapeut*Sexualtherapeutin eine sorgfältige Anamnese vornehmen und je nach Befund zu einer weiteren Fachperson, z.B. zu einem Urologen, tragieren.

Behandlungen

Verhaltenstechniken
Dieser Ansatz dient dem Erlernen von Techniken, mit denen die Empfindungen vor der Ejakulation besser erkannt und der Samenerguss besser gesteuert werden kann. Es handelt sich meistens um Übungen, die allein oder zu zweit ausgeführt werden können. Sie beziehen sich im Wesentlichen auf die Atmung und die Körperbewegungen. Sie dienen dem Ziel, die Muskelspannung beim Intimverkehr zu verringern und sich die Reaktionen durch sexuelle Erregung bewusst zu machen.

Lokalanästhesie
Lokalanästhetika gibt es als Verzögerungscreme, -gel oder -spray. Nach der Anwendung ist eine Handwäsche nötig. Verzögerungssprays werden auf die Eichel gesprüht. Damit bieten sie eine diskrete, schnelle und wirkungsvolle Lösung für vorzeitigen Samenerguss.
Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI)
Dapoxetin erhöht den Serotoninspiegel im Gehirn und wirkt auf den Ejakulationsmechanismus. Das Medikament ist in den meisten europäischen Ländern darunter die Schweiz, zugelassen. Die Tablette wird 1-3 Stunden vor dem geplanten Sex eingenommen. Es gibt allerdings Kontraindikationen und mögliche auch paradoxe Nebenwirkungen. Dapoxetin muss vom Arzt verschrieben werden.